Donnerstag, 14.07.2011 18.00 Uhr
Café da lang, IBW, Akademiestraße 3
Wenn Bulimie-Lernen und Auskotzen von "Stoff" nicht als Idealform von Lernen und Schule damit als eine dem Koma-Saufen ähnliche Praxis institutionellen Lernens verstanden wird, so ließe sich Lernen etwa begreifen als: Tätigkeit eines Subjekts, in der es um "Zugang des Lernsubjekts zur sachlich-sozialen Welt gesellschaftlicher Bedeutungszusammenhänge" (Klaus Holzkamp) geht und die i.w.S. auf die Erweiterung von - je meinen - Handlungsmöglichkeiten in der Welt abzielt. Wie Klaus Holzkamp ausgearbeitet hat, lässt sich in der schulalltäglichen Praxis beobachten, dass Lernprozesse aus Perspektive der Subjekte hier leider selten zu einer Form der tatsächlichen Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten werden, sondern sich im Gegenteil Schule als Ort der "Verwahrlosung von Lernkultur" (Holzkamp 1992) erweist. Dies "passiert" aber nicht einfach aufgrund mangelnder Qualifikation der Beteiligten, sondern hat seinen Grund in "verdeckten Verhältnissen" und hängt damit zusammen, wie "Macht" im Klassenzimmer produktiv (Foucault) wird bzw. mit der Wirklichkeit gesellschaftlicher "Hegemonie" (Gramsci) in konkreten Praxisformen.
Entgegen der gängigen These, dass mit dem Credo "die Lernenden in den Fokus" auf emanzipatorischem Wege ein "Fortschritt" zu machen sei, möchte der Vortrag auf die Rolle von Subjektanrufungen in neuen Lernkonstellationen aufmerksam machen und versteht den Rekurs aufs Subjekt als einen, der in Herrschaftsverhältnisse unmittelbar eingebunden ist. Während dabei die praktischen Lernverhältnisse sowohl auf Herrschaftsförmigkeit getrimmt sind, wie sie auch Bruchstellen bieten, stellen sich die theoretischen/erziehungswissenschaftlichen Diskussionen oft als symptomale Verkürzungen dar. Anstatt aber Theorie als Glättung von Widersprüchlichkeiten zu betreiben möchte der AK Lehramt zu einer Diskussion einladen, die sich darum bemüht, Widersprüche denkbar zu machen. Die Praxis gewordene "Subjektorientierung" mag sich dabei auch als Kippfigur erweisen.
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.