Dienstag, 05.06.2012 20.00 Uhr
Malecón, Mittelbadgasse 3
Ende der 1960er Jahre waren in Japan, genauso wie in Europa und den Amerikas, die Studenten auf der Straße. Auch in Japan richtete sich der Protest dieser Studenten gegen die Entstehung von Massenuniversitäten in der Wachstumsgesellschaft und gegen die kulturelle Angepasstheit ihrer Elterngeneration. Aber die Studentenrevolte war auch eine politische, die durch kommunistische Utopien und Praktiken geprägt war. Ein Anziehungspunkt für die Studenten waren postkoloniale Befreiungsbewegungen, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg vermehrt gegen die ehemaligen imperialistischen Großmächte durchsetzen und eigene Nationen gründen konnten. Besonders die Theorien und Praktiken der Revolution auf Kuba hatten in Japan einen großen Einfluss auf den Wandel der Studentenbewegung. Einige Gruppen beschlossen, die Prinzipien des Guerrilla-Kriegs auf die japanischen Städte zu übertragen. Eine Gruppe namens "Bund der Kommunisten: Rote Armee - Faktion" (Ky'sand' Sekigun-ha) in Japan hoffte, aus der Entlehnung und Anpassung des kubanischen Vorbildes einen revolutionären ?Aufstand? provozieren zu können. Die Sondierung des Aufbaus einer ?Revolutionsbasis? zwischen Ende 1969 und Anfang 1970 auf Kuba scheiterte jedoch, auch der erhoffte Aufstand der Stadtbevölkerung Japans blieb aus.
Im Vortrag wird anhand von historischen Quellen und Reiseberichten der japanischen Studenten auf die bisher kaum beachtete ?Kuba-Connection? der japanischen Studentenbewegung eingegangen.
Till Knaudt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Japanologie der Universität Heidelberg und promoviert zum Thema "Studentenbewegung, Antiimperialismus und Terrorismus in Japan, 1968-1974".
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.