Donnerstag, 04.07.2013 18.00 Uhr
Institut für Bildungswissenschaft, Akademiestr. 3, Hörsaal 005
»Gestalte Dich selbst« - so lautet das Credo einer ›Neuen Lernkultur‹ für die Erwachsenen- und Weiterbildung. Gefordert werden variablere Lehr- und Beratungsformen, die sich von konkreten Inhalten lösen und stattdessen die Aktivität und Selbstverantwortung der lernenden Subjekte fördern sollen. Vor dem Hintergrund einer gouvernementalitätstheoretischen Analyse im Anschluss an Michel Foucault werden in diesem Vortrag die damit verbundenen professionellen Handlungsweisen als Regierungspraktiken erkennbar. Mit dem Begriff der "Regierung" kennzeichnet Foucault Machtverhältnisse, die sich weniger durch äußeren Zwang als vielmehr durch eine spezifische Anrufung des Selbst sowie damit korrespondierende Technologien des Selbst auszeichnen. Auf welche Weise die in der Weiterbildung und Beratung entwickelten Selbsttechnologien flexible und anschlussfähige Subjekte hervorbringen bzw. Subjektivierungsprozesse eröffnen, in denen sich Individuen zugleich selbst in ihre eigene Unterwerfung verstricken, ist die diesen Vortrag leitende Fragestellung. Dr. Ulla Klingovsky ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Allgemeinen Pädagogik, TU Darmstadt, im Arbeitsbereich „Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften“
Im Sommersemester 2013 findet am Institut für Bildungswissenschaft wieder eine Reihe wissenschaftlicher Gastvorträge statt, die diesmal die Thematik »Gut beraten? - Kritik der Weiterbildung und Beratung« behandeln. Die Kolloquien sollen Studierenden und Lehrenden die Möglichkeit geben, sich am Diskurs über Themen der Bildungswissenschaft und ihrer Nachbarwissenschaften zu beteiligen und sich darüber auszutauschen. Wächst das Angebot der Beratung und Weiterbildung beständig, bedarf es auch den Menschen, die ihnen zugeführt werden. Doch bringe ihr Setting häufig erst das gelehrige und flexible Subjekt hervor, nach welchem die Gesellschaft ruft. Die Lust an der Verwertung, gleichsam verbissen wie fröhlich zu fixieren, ist jenem pädagogischen Handeln innewohnendes Ziel. Doch eignet der Beratung und Weiterbildung nicht nur disziplinierende Techniken; in ihnen scheint ebenso die Möglichkeit zur Ermächtigung auf. Diese Ambivalenz soll anhand grundlegender Begriffe und Praktiken beider Felder erörtert werden.
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.