Freitag, 14.02.2014 20.00 Uhr
Cafe Gegendruck, Fischergasse 2
Nach jahrelangen Kämpfen wurde das Autonome Zentrum (AZ) in der Alten Bergheimer Straße 7a am 1. Februar 1999 abgerissen. Seit seiner Eröffnung im Frühjahr 1991, die durch mehrere Hausbesetzungen und Demonstrationen erreicht geworden war, war das AZ als linker, selbstverwalteter und nicht-kommerzieller Freiraum ein zentraler Bestandteil emanzipatorischer Politik und gegenkultureller Entwürfe in Heidelberg, aber auch für den ganzen Süden gewesen. Als Ort der Vernetzung für antifaschistische, antirassistische, antisexistische und andere linke Gruppen war es ebenso unverzichtbar wie als autonomer offener Raum, der die Möglichkeit bot, Alternativen zum bestehenden kapitalistischen Modell zu erproben und neue Formen des gemeinsamen Organisierens zu erfahren. Feste Einrichtungen wie der Infoladen, das Café Tabula Rasa mit regelmäßigen Voküs, Gustavs Fahrradladen, die FrauenLesbenEtage Mafalda, ein Sport- und ein Kinoraum wurden durch zahllose Einzelveranstaltungen ergänzt. Wöchentlich fanden Parties, Konzerte, Kneipenabende, Film- und Kleinkunstabende statt sowie politische Vorträge. Teilweise kamen zu den größeren Veranstaltungen bis zu tausend Menschen.
Entsprechend groß war der Rückhalt in der Bevölkerung, und die Ankündigung der Stadt Heidelberg, dem AZ die Räume kündigen zu wollen, stieß auf breiten Unmut. Durch mehrere Hausbesetzungsaktionen und Demos sah sich Oberbürgermeisterin Weber gezwungen, dem AZ einen gleichwertigen Ersatz zu versprechen und die Nutzung der Räumlichkeiten bis 31. Januar 1999 zu verlängern. Doch dem Abriss am 1. Februar 1999 folgte eine monatelange Hinhalte- und Verzögerungstaktik seitens der Stadt, um die Freiraumbewegung zu schwächen. Schließlich bot der Gemeinderat den AZ-AktivistInnen eine "Containerlösung" als Ersatz an, also die Nutzung einiger Bürocontainer, in denen keine der bisherigen Veranstaltungen realisierbar gewesen wären. Die wütenden Reaktionen auf diese Provokation nahm OB Weber zum Anlass, sich ihres Versprechens zu entledigen und die Verhandlungen mit den AZ-VertreterInnen abzubrechen. Seither wurden alle Versuche, linke, selbstverwaltete Zentren in Heidelberg zu erkämpfen, kriminalisiert und abgeblockt. Das Autonome Zentrum ist den meisten Menschen, die sich heute für linke Freiräume engagieren, bestenfalls dem Namen nach bekannt.
Um einen Einblick in die letzten Monate vor der Räumung des AZ zu geben, zeigen wir am 14. Februar den Film, den eine Gruppe von AktivistInnen im Jahr 1998 über das AZ Heidelberg drehte.
Denn 15 Jahre ohne AZ sind genug - für ein neues selbstverwaltetes Zentrum in Heidelberg!
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.