Freitag, 22.01.2016 20.00 Uhr
Cafe Gegendruck, Fischergasse 2
Purple Planet: Feministischer Kneipenabend
„Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern!“ Frauen in der Roten Hilfe Deutschlands (RHD) im antifaschistischen Widerstand ab 1933
Die Rote Hilfe Deutschlands war schon in der Weimarer Republik eine große linke Solidaritätsorganisation, die 1932 fast eine Million Mitglieder umfasste. Aufgrund frauenspezifischer Kampagnen - etwa gegen den §218 - und gezielter Angebote für Arbeiterinnen erreichte die RHD einen beträchtlichen Frauenanteil. Nach dem Verbot im Frühjahr 1933 arbeiteten viele RHD-AktivistInnen in der Illegalität weiter. Für die zahllosen KZ-Häftlinge und ihre Angehörigen wurden Spenden gesammelt, verfolgte Linke und untergetauchte FunktionärInnen mussten mit illegalen Quartieren versorgt oder über die Grenze ins Exil gebracht werden. Im benachbarten Ausland organisierten Büros der RHD Schlafplätze und Geldmittel für die EmigrantInnen. Daneben verteilten die Widerstandsgruppen der Roten Hilfe Flugblätter, die zum Protest gegen den NS-Terror aufriefen und die praktische Solidaritätsarbeit propagierten. In der Widerstandsarbeit ab 1933 waren weiterhin auffallend viele Frauen aktiv, die nach den Verhaftungen prominenter - meist männlicher - Mitglieder zentrale Funktionen in der verbotenen Organisation übernahmen, aber auch „unauffällige“ Hintergrundarbeit leisteten. Bei der illegalen Organisierung nutzten viele Roten Helferinnen bewusst geschlechtsspezifische Handlungsmuster als Tarnung, um den NS-Verfolgungsapparat in die Irre zu führen. So erschienen beispielsweise klandestine Treffen als Kaffeekränzchen oder Tratsch auf dem Friedhof, und Flugblätter entgingen im Einkaufskorb oder im Kinderwagen den häufigen Kontrollen. Für ihr Engagement gegen den Naziterror wurden viele RHD-Mitglieder ermordet, Tausende wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt oder in Konzentrationslager verschleppt.
Mit dem Vortrag soll der heute fast vergessene Widerstand der Roten Hilfe während des Nationalsozialismus und die aktive Beteiligung von Frauen in diesen Gruppen in Erinnerung gerufen werden.
Referentin: Silke Makowski
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.