Donnerstag, 09.06.2016 19.30 Uhr
Schulgasse 6, Kantsaal
Krisenzeiten sind Hochzeiten verkürzter Kapitalismuskritik. Zu deren Evergreens gehört die Vorstellung, der Zins sei das gesellschaftliche Urübel und der Königsweg zu einer besseren Welt führe über dessen Beseitigung. Der deutsch-argentische Kaufmann Silvio Gesell hat vor rund 100 Jahren ein Konzept eines vom Zins befreiten Geldes entwickelt, das heute vor allem in der Gestalt von Regionalwährungen wieder als Ei des Kolumbus verkauft wird. „Geld muss rosten“, auf dass es seine wahre Bestimmung als Tauschmittel erfüllt, statt zum Selbstzweck zu entarten. Was ist von solchen Modellen zu halten? Warum ist deren Zählebigkeit und Popularität vom Standpunkt der Kritik der Politischen Ökonomie aus gar nicht so überraschend? Welche gesellschaftliche Bedeutung kommt solchen Ideen heute zu?
Ernst Lohoff, Jahrgang 1960 , lebt als freier Publizist und Redakteur der Theoriezeitschrift „Krisis – Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft“ in Nürnberg. Er veröffentlichte zusammen mit Norbert Trenkle „Die Große Entwertung“ (2012) und schreibt derzeit an einem Buch zur Zinskritik.
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