Donnerstag, 12.07.2018 18.00 Uhr
HS 09, 1.OG, Neue Universität, Universitätsplatz 1, 69117 Heidelberg
Danijel Cubelic ist Fachbereichsleiter für Antidiskriminierung am Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg und Lehrbeauftragter am Institut für Religionswissenschaft der Universität Heidelberg.
Rassismen werden heute immer seltener biologisch, sondern verstärkt über kulturelle und religiöse Differenz begründet. Im Kontext des anti-muslimischen Rassismus werden Menschen auf Basis ihres Aussehens, ihres Namens, ihrer Kleidung oder ihrer familiären Einwanderungsgeschichte einer als rückständig und gewalttätig verstandenen islamischen Religion und Kultur zugeordnet, die als mit sogenannten westlichen Werten kaum in Einklang zu bringen sei. Gleichzeitig ermöglichen es anti-muslimische Stereotype, Probleme einer neoliberalen Transformation der Arbeitswelt und der Postmigrationsgesellschaft zu kulturalisieren und aus dem Verantwortungsbereich des Politischen zu verschieben: soziale Probleme werden zum Ausdruck einer gefährlichen, anderen Kultur, deren Basis der Islam bilde.
Anti-muslimischer Rassismus findet dabei nicht nur Heimat in rechtspopulistischen Strömungen und Parteien. Argumentationsmuster einer spezifisch muslimischen Gewaltkultur, die sich gegen Frauen, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und Andersgläubige richte, macht anti-muslimischen Rassismus auch für liberale Kreise anschlussfähig.
Ergebnis dieser Stereotypisierung ist die systematische Diskriminierung von Menschen, die als Muslime wahrgenommen werden. Eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wird zum Teil empfindlich beeinträchtigt: bei der Wohnungssuche und auf dem Arbeitsmarkt, in Schulen und Universitäten, im Gesundheitswesen, in Behörden, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder an der Clubtür. Opfer anti-muslimischen Rassismus werden dabei nicht nur Muslime selbst, sondern auch eine Vielzahl von Menschen, denen ein Muslim-Sein zugeschrieben wird. Der Vortrag möchte Denkfiguren des anti-muslimischen Rassismus vorstellen und diskutieren, wie über homogenisierende und essentialisierende Merkmalszuschreibungen an Kultur und Religion Menschen stereotypisiert und ihrer individuellen Entfaltungsmöglichkeiten beraubt werden. In einem zweiten Schritt sollen mit dem Publikum Handlungsmöglichkeiten diskutiert werden, wie aktiv gegen Diskriminierung vorgegangen werden kann.
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.