Montag, 03.06.2019 18.15 Uhr
Hörsaal des Historischen Seminars (Grabengasse 3-5)
Die Emanzipation homosexueller Männer zieht sich als politisches Thema durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei sind verschiedene Spielarten der Emanzipationsbewegung zu registrieren, die ihre eigenen lebensweltlichen Ausdrücke fanden. Der Vortrag widmet sich einer integrativen Sichtweise dieses Phänomens, das politik- und kulturgeschichtliche Aspekte verbindet.
Wolfram Pyta stellt Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Geschichte von LSBTTIQ in Baden und Württemberg vor - ein Thema, das bisher kaum in der Landeshistorie auftaucht. Ein Modul des Projekts nimmt die Lebensrealitäten homosexueller Männer in den Blick: ihre Alltagserfahrungen, ihre Verfolgungsschicksale, ihre Positionen innerhalb einer ihnen feindlich gesonnenen Gesellschaft. Für zahlreiche Männer in Baden, Württemberg und Hohenzollern bedeutete die repressive NS-Politik Gefängnis, die Einweisung ins Konzentrationslager und allzu oft den Tod. Auch nach Ende der NS-Herrschaft wurden homosexuelle Männer weiter strafrechtlich verfolgt, diskriminiert und stigmatisiert. Untersucht wird, wie die Männer Verfolgung und Repression erlebten und welche Strategien der Anpassung oder des Widerstands sie entwickelten. Außerdem wird der Umgang des nahen Umfelds und der Gesellschaft mit männlichen Homosexuellen beleuchtet: Wie äußerten sich Ablehnung bis hin zur Denunziation, wo entstanden Solidarisierungen?
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.