Vortrag: „Biodiversität, Naturschutz und Gentechnik in der Landwirtschaft: Gemeinsame Ziele trotz Konflikten?” mit Rainer Zawatzky

vortrag  öko 

Mittwoch, 29.01.2020 19.00 Uhr

[M]Volkshochschule, Bergheimer Str. 76

Der verstärkte Anbau transgener Pflanzen soll gemäß den Versprechungen der großen Agrokonzerne den Einsatz von Pestiziden senken und durch höhere Erträge die Ernährung einer ständig wachsenden Weltbevölkerung sichern. Die Realität sieht leider anders aus! Transgene Pflanzen wie Soja und Mais dienen vor allem als Tierfutter in der Mastviehhaltung. Sie werden in Südamerika auf Flächen von über 50 Mio ha angebaut und tragen massiv zur Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes bei. Die Ernte wird hauptsächlich in die reichen Industrienationen exportiert und ermöglichen dort mit erbarmungswürdigen Haltungsbedingungen erst eine Massentierhaltung in großem Stil. Die dadurch bedingten Riesenmengen an Gülle führen in vielen EU-Nationen zu starker Nitratbelastung des Grundwassers - eine Form von „Recycling" der übelsten Art. Auf diese Weise kann den Verbraucher*innen Fleisch zu skandalös niedrigen Preisen angeboten werden. Im Gegenzug kämpfen hierzulande die Landwirte um ihre wirtschaftliche Existenz und sehen sich häufig als Leidtragende einer falschen EU-Agrarpolitik außerdem noch an den Pranger gestellt. Umwelt - und Verbraucherverbände fordern seit langem eine andere Landwirtschaftspolitik der EU mit stärkerer Förderung von ökologisch wirtschaftenden Betrieben und von landschaftspflegerischen Maßnahmen.

Seit einigen Jahren wird intensiv an neuen Techniken zur gezielten gentechnischen Veränderung von Pflanzen mit Hilfe des „Genome Editing" geforscht. Sie erscheinen in der Tat vielversprechend, müssen sich aber erst in der Praxis bewähren und im jeweiligen Einzelfall zeigen, ob damit stabile Verbesserungen bei Nutzpflanzen generiert werden können. Im Vortrag möchte ich dem Publikum diese sich rasant entwickelnde Technologie vorstellen und die Frage diskutieren, unter welchen Voraussetzungen „Genom-editierte" Pflanzen zugelassen werden können. Fragen zur Ökobilanz und zum ernährungsphysiologischen Mehrwert solcher Pflanzen sind hier von Bedeutung ebenso wie die Frage nach den Nutznießern dieser Technologie. Sind es wieder nur die großen Agrokonzerne oder auch kleine Saatguthersteller, die mit „Genome-Editing" z.B. lokal etablierte Sorten resistent gegen einen spezifischen Schädling machen wollen. Hohe Lizenzgebühren für Patente und langwierige Zulassungsverfahren für neue Sorten könnten diese Kleinunternehmen finanziell nämlich nicht tragen.

Referent:
Rainer Zawatzky, Stellvertretender Vorsitzender der BUND Kreisgruppe Heidelberg, Langjährige Tätigkeit als Naturwissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum. Im Rahmen der Mitarbeit beim BUND Referent bei Vortragsveranstaltungen zum Thema Müll, aktuell vorrangig zu Plastikmüll und Mikroplastik sowie zum Thema Grüne Gentechnik
Veranstalter:
NABU OG Heidelberg

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