Freitag, 30.06.2023 18.00 Uhr
Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz
In „Geisterbahn“ erzählt Ursula Krechel die Geschichte der deutschen Sinti-Familie Dorn aus Trier, die infolge der mörderischen Rassenpolitik des NS-Regimes organisierter Willkür ausgesetzt ist.
Die älteste, noch minderjährige Tochter wird zwangssterilisiert, die Familie ins KZ deportiert, fünf Kinder werden ermordet und ihr ganzer Besitz von den Nationalsozialisten „verwertet“. Als die Dorns nach Ende des Krieges in ihre Heimatstadt zurückkehren, haben sie nicht nur ihre Existenzgrundlage, sondern auch jedes Vertrauen in Nachbarn und Institutionen verloren. Zumal die Ausgrenzungen und Demütigungen nahtlos weitergehen.
Die Tragödie dieser Sinti-Familie steht stellvertretend für eine Opfergruppe, die bis heute kaum berücksichtigt wird. Für ihren Roman hat Ursula Krechel unter anderem in den Beständen des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg recherchiert und zahlreiche Gespräche mit Holocaust-Überlebenden und Nachgeborenen geführt – auch mit Christian Pfeil aus Trier und seinen Angehörigen.
Lesung im Rahmen von feeLit – Internationalen Literaturfestivals Heidelberg.
Ursula Krechel wurde 1947 in Trier geboren und lebt heute in Berlin. Sie war Theaterdramaturgin und lehrte an der Universität der Künste Berlin sowie der Washington University St. Louis. 1974 debütierte sie mit dem Theaterstück Erika, das gleich in sechs Sprachen übersetzt wurde. Für ihre Gedichtbände, Essays und Romane wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Für ihren – später verfilmten – Roman „Landgericht“ erhielt sie 2012 den deutschen Buchpreis. Darin befasst sich Ursula Krechel ebenso wie in „Shanghai fern von wo“ (2008) und „Geisterbahn“ mit Exilerfahrungen und den Verbrechen im Nationalsozialismus.
https://dokuzentrum.sintiundroma.de/aktuelles/veranstaltungen/krechel-pfeil-lesung/
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