Mittwoch, 08.11.2023 19.00 Uhr
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Bremeneckgasse 2
Der Historiker Hans Woller stellt erstmals gemeinsam mit einem Sohn der Getöteten sein Buch „Jagdszenen aus Niederthann“ am 8. November um 19 Uhr im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma vor. Dabei erzählt er eine Geschichte voller Ressentiments und präsentiert ein Lehrstück über Rassismus. Herzlich laden wir Sie zu dieser Veranstaltung ein. Gern können Sie diese Mail auch an Freunde und Bekannte weiterleiten.
Im bayerischen Niederthann fielen am 5. November 1972 vier Schüsse. Keiner ging daneben. Die Bilanz war erschütternd: eine schwer verletzte und eine tote Romni, die ein Kind unter dem Herzen trug. Sie flohen aus dem Bauernhof, in dem sie auf die Bewohner getroffen waren. Der Todesschütze kam vor Gericht glimpflich davon. Alle standen zu ihm: die Polizei, die Justiz, die katholische Kirche, die CSU, überhaupt die ganze „anständige“ Gesellschaft, die sich auch finanziell nicht lumpen ließ. In seinem Buch „Jagdszenen aus Niederthann“ hat der Historiker Hans Woller diesen Kriminalfall rekonstruiert.
Am Mittwoch, 8. November 2023, stellt er die Ergebnisse seiner Recherchen um 19 Uhr im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in der Bremeneckgasse 2 in Heidelberg vor.
Erstmals wird an diesem Abend auch der ältere Sohn der getöteten Romni öffentlich über seine Familie sprechen. Nedelko Slavic wird zudem von den Auswirkungen des Verbrechens auf sein Leben berichten. Denn um die Opfer und ihre Angehörigen kümmerte sich damals niemand. Sie waren Außenseiter und blieben es, von Empathie mehr als 50 Jahre lang keine Spur. Hans Woller schildert die Hintergründe und Folgewirkungen der Ereignisse, die bundesweit für Schlagzeilen sorgten. Dabei erzählt er eine Geschichte voller Ressentiments und präsentiert ein Lehrstück über Rassismus.
Der Historiker Hans Woller war viele Jahre Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte in München und von 1994 bis 2015 Chefredakteur der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte. Woller gilt als Spezialist für deutsche und insbesondere italienische Zeitgeschichte. Mit „Gerd Müller oder Wie das große Geld in den Fußball kam“ hat er 2019 eine Biografie des deutschen Fußballstars veröffentlicht, die von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur [1] als „Fußballbuch des Jahres 2020“ ausgezeichnet wurde.
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