Politischer Film im Februar: "Züri brännt", 100 Minuten s/w, Schweiz 1980

unimut 

Freitag, 06.02.2004 20.00 Uhr

Cafe Gegendruck, Fischergasse 2

Wir sind im Jahr 1980. Aus K-Gruppen werden Grüne, der konservative Backlash gewinnt an Fahrt, der Aufstand ist vorbei. Und plötzlich wird ausgerechnet die Bankenstadt Zürich in der behäbigen Schweiz von Krawallen erschüttert: Junge Menschen liefern sich vorm Opernhaus mit der Polizei Schlachten, empört, weil die Stadt Dutzende Millionen von Franken in "Hochkultur" pumpt, aber noch nicht mal einen Altbau für ein selbstverwaltetes Zentrum hat, in dem Kultur und Politik von unten kommen könnte.

Der Zürcher Videoladen war bei den später Opernhauskrawalle genannten Ausschreitungen dabei und produzierte wenig später den Klassiker des Hausbesetzerfilms: "Züri brännt". Der Film experimentierte mit dem damals noch recht neuen Medium und brachte das Kunststück fertig, die Wut und die Kraft der Menschen auf Magnetband zu bringen. "Krüppel, Schwule, Säufer, Junkies, Spaghettifresser, Vagabunden, Knackies, Frauen und alle Traumtänzer werden zusammenströmen zur Verbrennung der Väter," heißt es an einer Stelle im Film, ganz als hätten die FilmemacherInnen von damals die neuen Polizeiverordnungen und Stadtentwicklungspläne schon vorausgeahnt.

Am 4.9.1980 wurde das Autonome Jugendzentrum in Zürich geräumt. Züri brännt resumierte: "Ein langer, arschkalter Winter steht vor der Tür."

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