Dienstag, 01.12.2009 23.02 Uhr
SWR2 (UKW 88.8)
von Nadja Schöning Klangkomposition und Realisation: Nadja Schöning Produktion: SWR 2009 - Ursendung Länge: 47 Minuten
»Meine KlangSkulptur ?Capricorne? ist angeregt von der 1948 in Sedona entstandenen gleichnamigen Skulptur des bildenden Künstlers und Poeten Max Ernst (1891 - 1976). Inmitten der Wüstenlandschaft Arizonas hatte er 1946 zusammen mit der Künstlerin Dorothea Tanning ein abgeschiedenes Stück Land erworben, das sie später ?Capricorn Hill? nannte. Gemeinsam zimmerten beide auf dem kargen Gelände zunächst ein einfaches Blockhaus. Ein Jahr später begann Max Ernst dort mit dem Bau seiner gleichsam ?para-mythischen? Skulptur mit seinen aus zahlreichen Alltagsgegenständen figurierten, vieldeutigen Wesen und Tiergestalten: ?einem König und einer Königin aus Zement und altem Eisen, fürstlichen Wächtern für unser Haus, unsere beiden heldenhaften Bäume, unsere Farben und Pinsel, unseren gefährdeten Frieden.? (D. Tanning). Als ?my family? bezeichnete er das monumentale Werk, eine weiterführende Transformation u.a. seiner Skulptur ?The King playing with the Queen? (1944). Meine Klangkomposition versteht sich weder als Interpretation noch als Illustration des ?Capricorne?-Werkes von Max Ernst. Diese surreale, archaische Skulptur, ebenso wie ihre Verortung und Entstehung in der von den beiden Künstlern selbst gewählten Einsamkeit einer sie herausfordernden Landschaft mit ihren elementaren Naturerscheinungen, sowie Ernsts ethnologisches Interesse an indianischen Kulturen waren für mich inspirierende Motive für eine intermediale Realisation und Translokation in eine imaginative Klanglandschaft. Eine multilinguale Textebene, von einer Sprecherin und einem Sprecher zum Ausdruck gebracht, begleitet leitmotivisch die Komposition. Diese verbale Ebene stellt eine Schachpartie dar ? eine von Tanning und Ernst intensiv ausgeübte Beschäftigung. Die Sprechtexte bestehen aus den auf acht Naturerscheinungen basierenden 64 Hexagrammen des alt-chinesischen ?I-Ging ? Das Buch der Wandlungen?, sowie aus Zahlen und Buchstaben der Positionen von zwei mal 32 Schachzügen. In der KlangSkulptur nach Max Ernst verbinden sich Sprache und Geräusch-Komposition interagierend zu assoziationsreichen Kontexten und Klangsinn.« Nadja Schöning --------------------------------------------------------------------
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