Montag, 22.09.2003 17.05 Uhr
S2 Kultur (UKW 88.8)
Ein Thema, das üblicherweise mit einem Lamento über den Verfall der guten Sitten beginnt: Zuvorkommende Menschen mit gutem Benimm trifft man - angeblich - immer seltener. Die Höflichkeit, ach, nimmt ständig ab. "Für Menschen über 35 ist dies das Thema, zu dem jeder etwas beitragen kann: die rüden Umgangsformen im öffentlichen Leben, der allgemeine Mangel an Taktgefühl, die fehlenden Manieren - man könnte stundenlang erzählen von maulfaulen Taxifahrern, lautstark per Handy telefonierenden Bahnreisenden oder ignoranten Kellner". So oder ähnlich beginnen die meisten Analysen dieses Schwund- Phänomens, die in der Regel unter dem Namen "Das Ende der Höflichkeit" veröffentlicht wurden - allerdings nur bis Mitte der 90er Jahre. Seither heißen die Bücher zum Thema meist "Die neue Höflichkeit". Gute Manieren werden neu bewertet, nicht mehr als Tugend, als Humanum zur Erziehung des Menschengeschlechts, sondern als zweckdienliche Maskierung wahrer Absichten in der Wettbewerbsgesellschaft - im Kampf um Arbeit, Freunde, Liebe und Verkaufserfolge, eben nur als schöner Schein - das alte Thema: "How to win friends and influence people". Andere wiederum betrachten Höflichkeit als lingua franca einer multikulturellen Gesellschaft, ohne die ein zivilisiertes Miteinander unterschiedlicher Kulturen nicht möglich sei. Darüber diskutieren im SWR2 Forum: die Publizistin Cora Stephan, die Pädagogin Prof. Helga Kotthoff, PH Freiburg, und der Kulturwissenschaftler Prof. Thomas Macho, Humboldt- Universität Berlin. Gesprächsleitung: Dietrich Brants.
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.