Dienstag, 16.06.2009 19.00 Uhr
Psychologisches Institut, Hörsaal
Die Bedeutung von Erfahrung für die psychologische Praxis Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Morus Markard (FU Berlin) Der positive Bezug auf Erfahrung steht in der kritischen Tradition neuzeitlicher Wissenschaft gegenüber mittelalterlicher Scholastik. Vernunft gegen Dogmatik! Aber: Dass Erfahrung klug mache, ist richtig und falsch zugleich: Denn Erfahrung kann durchaus auch zu Abstumpfung, Verblödung und Sprachlosigkeit führen. Inwieweit Menschen aus Erfahrung klug werden, hängt davon ab, welche Erfahrungen sie wie aufschlüsseln -- und auch davon, was sie eigentlich unter "klug" und unter Vernunft verstehen. Dies ist eine eminent gesellschaftliche Frage, bedenkt man mit Horkheimer, dass "Vernunft in der bürgerlichen Wirklichkeit" im Kern "Anpassung an die Autorität der Ökonomie" bedeutet.
Vier damit verbundenen Probleme sollen behandelt werden. 1. Das Verhältnis von Begriffen und Erfahrung: Was kann (wissenschaftlich) unter Bezug auf Erfahrung entschieden werden? 2. Wie ist das Verhältnis der "Erfahrungswissenschaft" Psychologie zur Erfahrungen in der psychologischen Praxis? 3. Wie und was kann man aus Erfahrungen Anderer lernen, wenn authentische Erfahrungen je individuelle sind? 4. Das Verhältnis von kritischer und affirmativer Praxis: Erfahrung kann nur (kritisch) diskutiert werden, wenn sie auf darin enthaltene Denkformen hin analysiert wird. Dabei zeigt sich: Die Rede vom Theorie-Praxis-Verhältnis ist zu differenzieren. Denn hier geht es -- auch -- um ein Verhältnis gegensätzlicher Theorien zueinander, also um ein Theorie-Theorie-Verhältnis.
Im Rahmen der Vortragsreihe "Kritisch denken - kritisch forschen" des Heidelberger Forums für kritische Theorie und Wissenschaft
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.