Freitag, 18.07.2003 19.30 Uhr
Deutsch-Amerikanisches Institut, Sophienstr. 12
Fassungslos verfolgten im April Fachwelt und internationale Öffentlichkeit die Bilder der Verwüstung aus dem Irak-Museum in Bagdad, wo einzigartige Hinterlassenschaften der vorchristlichen Hochkulturen im alten Mesopotamien aufbewahrt waren: das Erbe der Sumerer, Akkader, Assyrer und Babylonier -- geplündert, zerstört, verscherbelt.
Zerstört wurden aber auch zahlreiche andere Einrichtungen, wie das Ottomanische, das Königlichen und das Staatsarchiv oder die Koranbibliothek, die weitere Teile des kulturellen Erbes des Zweistromlandes enthielten. Eine Katastrophe, die unser Wissen, um die Ursprünge der Zivilisation im Kern trifft
Augenzeugenberichten zu Folge, haben die US-Truppen die Plünderungen nicht nur nicht verhindert, sondern teilweise selbst eingeleitet, indem sie mit Panzern Türen einbrachen und Slumbewohner per Lautsprecher zur Selbstbedienung aufforderten.
Die Brandstiftungen in den Museen, Ministerien und den anderen staatlichen Einrichtungen waren nicht das Resultat blindem Vandalismus, sondern, wie u.a. ein Reporter des britischen "Independent" beobachtete, systematisch von organisierten Trupps durchgeführt worden. 158 Regierungsgebäude "die Basis einer neuen Regierung und der kulturellen Identität des Iraks" wurden ein Raub der Flammen.. Die Brände wurden teilweise in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Besatzungstruppen gelegt, die auch auf Aufforderung nicht eingriffen. 226 Wenig plausibel daher, dass hier "Getreue Saddams" am Werk gewesen sein sollen.
Auch noch Wochen nach Beginn der Besatzung herrscht in den Städten offene kriminelle Gewalt. Während die Ölquellen wieder sprudeln, funktioniert die Strom- und Wasserversorgung nur stundenweise. Stand das Land anfangs noch unter Schock, wächst die Wut der irakischen Bevölkerung auf die selbsternannten "Befreier".
Wie groß ist das Ausmaß des Verlustes an antiken Kulturgütern? Wer steckt hinter der Zerstörung des kulturellen Erbes und der gesamten Infrastruktur eines Landes das angeblich wieder aufgebaut werden soll? Wie ist Lage im Irak nach Ende des Krieges, wie denken irakische Gesprächspartner über ihre "Befreiung", welche Perspektiven sehen sie? Diesen und anderen Fragen ging Prof. Walter Sommerfeld, der den Irak seit vielen Jahren kennt, auf seiner Reise nach Kriegsende nach und wird berichten, welche Antworten und Eindrücke er bei seinen Recherchen vor Ort erhalten hat.
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.