Café Décroissance

antikap 

Donnerstag, 16.06.2011 17.00 Uhr

[M]Prisma Mehrgenerationenhaus, Richard-Wagner-Straße 6

Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, die meisten HeidelbergerInnen haben ein Auto, Fernseher, Mp3-Spieler usw. zur Verfügung, Essen gibt es mehr als genug -- ja so viel, dass wir es tonnenweise weg schmeißen können. Dennoch, ständig wird uns im Fernsehen, von Ökonomen, der Politik, aber auch von Gewerkschaften, erzählt, die Wirtschaft müsse wachsen. Steigt das BIP, wird sofort gefeiert und in der Tagesschau wird darüber berichtet. Doch viele von uns beschleicht langsam ein Gefühl, dass weiteres Wachstum vielleicht gar nicht geht, oder keinen Sinn macht. Irgendwann ist eine Volkswirtschaft, ist eine Gesellschaft satt an Gütern, außerdem gibt es nicht endlose Ressourcenvorkommen, um noch mehr Autos, noch mehr Flugzeuge zu bauen. Auch die Natur ist längst über den Punkt hinaus, an dem sie unsere industriellen Abfälle "verdauen" kann. Wenn überhaupt noch jemand wachsen soll, dann jene Volkswirtschaften von Ländern, in denen es noch unbefriedigte Grundbedürfnisse gibt. Doch geben wir ihnen überhaupt den Raum hierfür?

Wenn unsere Wirtschaft nicht mehr wächst, droht uns dann wirklich eine Katastrophe? Werden wir alle arbeitslos? Steigen die Staatsschulden ins unermessliche? Sind wir wirklich so abhängig von einer Kennzahl, die angibt, wie viele Güter und Dienstleistungen hergestellt werden (übrigens auch Krankheiten, Unfälle und Umweltzerstörung)? Die Wachstumsraten in Deutschland gehen nun mal jedes Jahr zurück (vgl. Statistisches Bundesamt), wäre es da nicht an der Zeit zu fragen, wie wir uns als Gesellschaft unabhängig vom Wachstum des BIP organisieren, damit es gerade nicht katastrophal endet, anstatt per Gesetz mehr Wachstum zu verordnen (Wachstumsbeschleunigungsgesetz)? Reicht nicht beispielsweise eine Arbeitszeitverkürzung, um Arbeitslosigkeit zu verhindern?

Wie auch immer -- es sieht nicht danach aus, dass ein "weiter so wie bisher", also mehr Wirtschaftswachstum der richtige Ansatz ist, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, das globale Hungerproblem zu lösen, oder bei uns für angemessene Löhne und eine gerechtere Einkommensverteilung zu sorgen (denjenigen, die noch nicht ausreichend grundversorgt sind, würde eine Umverteilung mehr helfen, als weiteres Wachstum, das sowieso nicht mehr bei ihnen ankommt, vgl. Studie der OECD). Was nun?

Eine Antwort könnte sein, dass wir uns vom Gedanken ewigen Wachstums lösen und unsere Köpfe und Herzen frei machen vom Wunsch nach mehr BIP/Einkommen. Weniger, anders gesagt, nicht mehr Einkommen heißt auch mehr Freizeit. Zeit, die man mit Freunden oder mit den Kindern verbringen kann, Zeit, in der man beispielsweise das Fahrrad reparieren kann. Doch so ein Wandel bedeutet vielleicht auch Angst vor dem Unbekannten, Angst, alleine da zu stehen. Doch gerade so soll es nicht sein. Veränderung kann schön sein und befreiend wirken!

Hierfür soll es das Café Décroissance geben, zu Deutsch, das Café für Wachstumsrücknahme und Entschleunigung. Ein Ort, um einfach nur Kaffee oder Tee trinken, Bücher zu lesen oder andere Menschen zu treffen. Wer will kann auch inhaltlich arbeiten und Bücher diskutieren oder Vorträge organisieren. Andere wiederum planen vielleicht eine Fahrraddemo oder wollen einen Workshop anbieten - der Raum ist das, was wir draus machen. Ihr seit alle eingeladen, zum ersten Café Décroissance vorbeizukommen und das das an Ideen mitzubringen, was Euch vorschwebt -- Ihr könnt natürlich auch einfach nur Kuchen mitbringen.

Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.