Politischer Film im März: "Die Rote Zora" und "Bankrotterklärung"

unimut 

Freitag, 05.03.2004 20.00 Uhr

Cafe Gegendruck, Fischergasse 2

In den 80er Jahren sorgte das Kürzel RZ Angst und Schrecken unter Verfassungs- und sonstigen SchützerInnen, da den unter ihm firmierenden militanten Gruppen mit den üblichen Fahndungsmethoden kaum beizukommen war (der derzeit in Berlin stattfindende Mousli-Prozess ist in etwa der erste Durchbruch der Verfolgungsbehörden gegen die RZ).

RZ stand aber nicht nur für Revolutionären Zellen, sondern auch für die Rote Zora, eine militante feministische Gruppe, die zu Themen wie Reproduktionstechnologie oder den Arbeitsbedingungen koreanischer Frauen, die für die Bekleidungskette Adler arbeiten mussten, durchaus auch illegale Aktionen durchführte. Im Zusammenhang mit diesen Aktionen wurde auch die regelmäßigen BesucherInnen unserer Filme wohlbekannte Ingrid Strobl verhaftet; die Konstruktionen der Staatsanwaltschaft, die ihr eine RZ-Mitgliedschaft nachweisen wollte, brachen während des Prozesses zusammen.

Die Rote Zora und insbesondere die einzige Frau, die im Zusammenhang mit RZ-Aktionen verurteilt wurde, stehen im Mittelpunkt des ersten Films im März. In einer knappen halben Stunde entsteht ein Bild der sozialrevolutionären Militanz, das sich von den scheinbar objektiven Darstellungen der deutschen Medienmacht abhebt.

Während sich die Rote Zora gerade erst entwickelte, hatte die HausbesetzerInnenbewegung ihren Höhepunkt schon überschritten. Unser zweiter Film, die "Bankrotterklärung" von 1982, erzählt von einer Frau, die sich jahrelang als ein Mitglied der Szene begriffen hat, die in politischen Gruppen gearbeitet hat, im Häuserkampf aktiv war und bei der Gründung der ersten "linken" Kneipe Freiburgs als Kollektivbetrieb beteiligt war. Sie fühlte sich in ihren Zusammenhängen wohl und entschloss sich, ein Kind zu bekommen.

Das Ergebnis war ernüchternd: mit dem Kind kam ein faktischer Abschied aus der Szene, die Mütter und Kinder schlicht nicht zu integrieren bereit war. Der Film lädt ein, sich zu fragen, ob die heutige Linke mit Fragen der Reproduktion besser umgeht, ob sie immer noch "Frauensache" sind, was sich geändert hat -- und was nicht.

Freitag, 5.3.2004, 20:00, Gegendruck, Fischergasse 2: "Die Rote Zora", 28 Minuten, Österreich 2000 und "Bankrotterklärung", 55 Minuten, BRD 1982

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