Anke Richter liest aus "Tokelau - 200 Tage. Bericht aus einem sinkendem Paradies"

unimut 

Dienstag, 20.05.2003 19.30 Uhr

Volkshochschule, Bergheimer Str. 76

Keine Autos, keine Gefängnisse, kein Fernsehen, keine Touristen - die Liste dessen, was es in dem winzigen Südseestaat Tokelau nicht gibt, ist lang und klingt paradiesisch. Für sieben Monate zieht die Autorin mit ihrer Familie auf ein abgeschiedenes Atoll im Pazifik. Ihr Mann, der Kieler Urologe Frank Küppers, ist dort der Inselarzt; Sohn Jasper vier Jahre alt. Sie leben mit 500 Menschen als einzige Ausländer in der streng christlichen Dorfgemeinschaft, isoliert vom Rest der Welt: Die einzige Verbindung nach draußen ist nur per Schiff einmal im Monat möglich. Die drei Deutschen erleben eine nie gekannte Gemeinschaft und Gastfreundschaft und tauchen in die polynesische Kultur ein: Zusammen wird gekocht, getanzt, gefischt und vor allem viel gebetet. Geld und Konsum spielen keine Rolle, denn zu kaufen gibt es auf der Insel kaum etwas. Die Dorfregeln sind strikt. Am Sonntag ist jede Aktivität verboten, zur Dämmerung herrscht Ausgangssperre, und Unverheiratete dürfen nicht unter einem Dach schlafen.

Doch in der Südsee-Idylle zeigen sich auch Risse: Prügelstrafen und der Selbstmord eines Teenagers machen der Journalistin zu schaffen. Sie mischt sich ein und bricht damit eines der ungeschriebenen Gesetze ihrer Gastgeber.

Ihr außergewöhnliches Buch ist ein mitreißend erzählter und schonungslos persönlicher Bericht aus einer Welt, die es nicht mehr lange geben wird: Durch die Klimaveränderung wird Tokelau eines Tages vom Meer überspült sein.

In der VHS in Heidelberg wird Anke Richter Dias aus Tokelau vorführen, tokelauische Musik spielen und verschiedene Passagen aus Ihrem Buch lesen. Beginn der Lesung ist um 19.30 Uhr.

Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.