...vor 9 Jahren – 14.8.2013:
Auf dem Rabaa-Platz in Kairo versammeln sich AnhängerInnen des im Gefolge des „arabischen Frühlings“ an die Macht gekommenen und am 30.6. vom Militär gestürzten Präsidenten Mursi. Die Polizei eröffnet das Feuer und tötet rund 1000 Menschen. Im Folgejahr erhält der neue Machthaber, Feldmarschall al-Sisi, 97% der Stimmen bei der Präsidentschaftswahl.
Herrschaft: Organisation der Macht
Dokumentiert von Ulrich Lampen Eingeleitet von Peter Steinbach Mitarbeit: Lea Stolze/Elisabeth Hartjens/Michael Stolle Regie: Ulrich Lampen Produktion: SWR/MDR 2005 Länge: 56 Minuten
Die Gegner des Nationalsozialismus im eigenen Lande, der organisierte Widerstand, die deutsche Emigration und die Regierungen der Alliierten haben niemals einen Zweifel daran gelassen, dass die Nationalsozialisten für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden sollten. Deshalb bereiteten sie seit 1943 Prozesse gegen die nationalsozialistischen Führungsschichten und ihre Helfer in Wirtschaft und Gesellschaft vor. Mit dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher lösten sie 1945 ihre Ankündigung ein, und klärten die Öffentlichkeit insbesondere durch die Nürnberger Nachfolgeprozesse über das Ausmaß, die Voraussetzungen und die Strukturen nationalsozialistischer Herrschaft auf. Eine achtteilige Hörfolge wertet die Überlieferung von Ermittlungsverhören und Prozessen aus und versucht, die Verknüpfung von Herrschaft, Ausbeutung und Vernichtung deutlich zu machen. Die in dieser Radiodokumentation von 2005 meist erstmals öffentlich vorgestellten Tondokumente werden dabei möglichst nicht in Zitate zerstückelt, sondern in Realzeit hörbar gemacht. Wie kam es, dass die meisten Deutschen den Nationalsozialisten bis in die letzten Tage des NS- Staates so willig folgten? Die Alliierten wollten verstehen, wie der Nationalsozialismus als Herrschaftssystem funktioniert hatte. Es ging ihnen nicht nur um Gesetzesgehorsam und Folgebereitschaft, sondern um die Erklärung von Verbrechen in einem vielen bis heute nicht vorstellbaren Ausmaß. Sie beriefen sich auf Befehl und Gehorsam und setzten darauf, dass die Schuld des Einzelnen nicht mehr festzustellen war. Die Berufung auf bestehende Herrschaftsverhältnisse sollte ihnen Schutz gewähren. Das Führerprinzip des NS-Staats half den Tätern, sich der eigenen Verantwortung zu entziehen. Die Angeklagten beharrten darauf, von den Verbrechen nicht gewusst zu haben. Die Alliierten versuchten deshalb, die Befehlsstrukturen genau zu ermitteln und zu durchschauen, wie die Macht organisiert war. Wer gab die Befehle und vor allem, wie weit gingen die Befugnisse der Funktionsträger?
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.