...vor 34 Jahren – 6.3.1987:
Die Fähre „Herald of Free Enterprise“, ohne jede Ironie also „Verkünder des Freien Unternehmertums“ genannt, sinkt im Hafen von Brügge-Zeebrügge. Aus Kostengründen war sie wie vor dem Unglück üblich mit offener Frontklappe losgefahren und vollgelaufen, als der zuständige Matrose das Schließen der Klappe verschlief. Ungefähr 193 Menschen sterben. Selbst die Verschrottung des Schiffs war noch eine große Stunde des freien Unternehmertums: Es hätte nach Taiwan geschleppt werden sollen, doch war bei dem Unternehmen der Niedrigstbietende zum Zug gekommen: Das Wrack riss sich bereits in der Biskaya los uns trieb noch einige Zeit führerlos herum.
Szenische Lesung: Voller Entsetzen aber nicht verzweifelt
Robert Stadlober und Thomas Ebermann spielen und lesen Mihail Sebastian
Am Donnerstag, den 23.02.2017 um 19:30 Uhr Theater im Romanischen Keller; Seminarstraße 3 / Heidelberg (Altstadt)
Robert Stadlober, seit seiner Darstellung des halbseitig spastisch gelähmten Internatsschülers Benjamin Lebert in „Crazy“ (2000) einer der Stars des jungen deutschen Kinos, liest aus diesem „ergreifenden Dokument des moralischen Verfalls einer Gesellschaft“ (Malte Herwig, FAZ). Davor gibt Thomas Ebermann, Publizist (u.a. für „konkret“) und Gründungsmitglied der „Grünen“, eine Einführung in den historischen Hintergrund der Tagebücher.
Mihail Sebastian, geboren 1907 als Iosef Hechter in der Donaustadt Braila, zog mit 20 zum Studium nach Bukarest und wurde bald zur „Jungen Generation“ gezählt, einer Intellektuellen-Gruppe um den Philosophen Nae Ionescu. Sebastians Tagebücher, 2005 auf Deutsch im Claassen-Verlag erschienen, dokumentieren die Fassungslosigkeit, mit der er auf die alltäglichen Erlebnisse reagiert, die ihm als Juden das gefährliche Potenzial nationalistischen Denkens verdeutlichen. 280.000 jüdische Rumän*innen fielen dem Holocaust zum Opfer, Sebastian überlebte und wurde 1945 ins Außenministerium berufen, starb jedoch im selben Jahr durch einen Autounfall.
Organisiert von AKUT + C (http://akutplusc.wordpress.com) In Zusammenarbeit mit dem Antidiskriminierungsreferat der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, dem Referat für Politische Bildung des Studierendenrates der Universität Heidelberg und dem Jungen Forum DIG Heidelberg.
** Eintritt: gegen Spende ** Einlass 18:30 Uhr ** Platzangebot begrenzt **
Langtexte kommen meist von den VeranstalterInnen. Das Sozialforum ist hier nur Bote.