„Lebenswelten und Verfolgung homosexueller Männer im deutschen Südwesten im 20. Jahrhundert“ mit Wolfram Pyta

queer  uni 

Montag, 03.06.2019 18.15 Uhr

Hörsaal des Historischen Seminars (Grabengasse 3-5)

Die Emanzipation homosexueller Männer zieht sich als politisches Thema durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei sind verschiedene Spielarten der Emanzipationsbewegung zu registrieren, die ihre eigenen lebensweltlichen Ausdrücke fanden. Der Vortrag widmet sich einer integrativen Sichtweise dieses Phänomens, das politik- und kulturgeschichtliche Aspekte verbindet.

Wolfram Pyta stellt Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Geschichte von LSBTTIQ in Baden und Württemberg vor - ein Thema, das bisher kaum in der Landeshistorie auftaucht. Ein Modul des Projekts nimmt die Lebensrealitäten homosexueller Männer in den Blick: ihre Alltagserfahrungen, ihre Verfolgungsschicksale, ihre Positionen innerhalb einer ihnen feindlich gesonnenen Gesellschaft. Für zahlreiche Männer in Baden, Württemberg und Hohenzollern bedeutete die repressive NS-Politik Gefängnis, die Einweisung ins Konzentrationslager und allzu oft den Tod. Auch nach Ende der NS-Herrschaft wurden homosexuelle Männer weiter strafrechtlich verfolgt, diskriminiert und stigmatisiert. Untersucht wird, wie die Männer Verfolgung und Repression erlebten und welche Strategien der Anpassung oder des Widerstands sie entwickelten. Außerdem wird der Umgang des nahen Umfelds und der Gesellschaft mit männlichen Homosexuellen beleuchtet: Wie äußerten sich Ablehnung bis hin zur Denunziation, wo entstanden Solidarisierungen?

Zur Person:
Prof. Dr. Wolfram Pyta ist seit April 1999 Leiter der Abteilung für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart und seit 2001 Direktor der "Forschungsstelle Ludwigsburg" zur NS-Verbrechensgeschichte. Sein besonderes Forschungsinteresse gilt den Schnittstellen von Politik, Kultur und Ästhetik von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur aktuellen Zeitgeschichte.
Veranstalter:
Forschungsstelle Antiziganismus

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